Himmelstudie, Öllasuren über Tempera-Grund, 2013. Matte Stellen auf Öl-Tempera-Gemälde: Es ist kaum möglich, ein in mehreren Lagen gemaltes Bild ohne matt eingeschlagene Stellen zu malen.

Ursachen für die matten Stellen auf Öl-Tempera-Gemälde

Die Ursachen für die matten Stellen sind nicht klar – Doerner oder Wehlte geben keine wirklich befriedigenden Erklärungen für die Ursachen. Es kann angenommen werden, daß bei starker Verdünnung öliger Bindemittel in Öl- oder Temperafarben ein zu starkes Absaugen derselben in den Malgrund erfolgt; wird auf einer solchen matt aufgetrockneten Stelle weitergemalt, selbst mit erheblichen Überschüssen an öligen Bindemitteln, kommt es wiederum zum matten auftrocknen. Oder man hat derart übertrieben mit der Ölzugabe, daß „unangenehm speckig“ aussehende und schlecht trocknende Stellen übrig bleiben¹. Dieses Phänomen hat für den Erhalt und die Pflege von Gemälden besonders ungünstige Auswirkungen und sollte durch fachliche Maltechniken vermieden werden.

Gute Trocknung und Firnis als Isolationsschicht

Selbst nach monatelangem Austrocknen von Untermalungsschichten in Öl, auch bei gesättigter OW-Tempera an der Nullphase als Bindemittel , läßt sich diese Erscheinung nicht ganz ausschließen. Ein Vorfirniss aus Dammarharz oder Ketonharz bringt Verbesserung, sofern man mit der Tatsache des Anlösens der Firnisschichten durch neue Malmittelzugabe beim Übermalen zurechtkommt. Sucht man aber sehr feine Übergänge oder feinzeichnerische Details, stört jedoch die klebrige Oberfläche. Alternative schnelltrocknende Zwischenfirnisse – wie etwa Nitrozelluloselack – bilden eine Artfremde Trennschicht. Es ist besser wenige unterschiedliche Stoffe in die Malschicht einzubringen.

Zügige Ausführung der mageren Untermalung

Günstig ist es, die Tempera-Untermalung möglichst zügig und mit überall gleichbleibenden Ölmengen im Bindemittel gleichmäßig auszuführen. Auch bei Öluntermalungen, die mit Shellsol T statt Terpentinöl abgemagert werden können. Bei der Decklage in Ölfarben, gerade bei selbst angeriebenen Leinölfarben, muß wieder auf gleichmäßige Schichtdicke und mäßige Ölmenge geachtet werden. So können die Glanzunterschiede minimiert werden, die die Farbbeurteilung bei der Fertigstellung eines Gemäldes so sehr stören. Die verbleibenden Glanzunterschiede gleicht man mit einem partiellen Auftrag Retouchierfirnis aus.

Firnis durch Verdünnen einstellen

Der Firnis muß allgemein auf gute Streichfähigkeit verdünnt sein um möglichst dünne, gleichmäßige Schichten zu erzeugen. Ein dickflüssiger Firnis wie etwa der „Universalfirnis RS“ von Schmincke kann durchaus mit einem Drittel oder der Hälfte des Volumens Terpentinöl oder Shellsol A „gestreckt“ werden, um als Retouchierfirnis verwendet zu werden. Der Aufstrich erfolgt nur partiell, wo es notwendig ist, die Überschüsse nimmt man wieder mit einem Tuch ab. Borstenpinsel oder Dachshaar-Vertreiber sind für diese Arbeit nicht so gut geeignet sind, wie die Kunstfaserpinsel von Lascaux.

Diese Firnislage bringt man vor den letzten, punktförmig und partiell erfolgenden Nachbearbeitungen in pastoser Ölfarbe auf. Danach muss das Bild monatelang im Licht trocknen, um ein vergilben des Leinöls zu vermeiden, bevor mit einem Schlussfirnis die ganze Bildfläche versiegelt wird.

Untermalungen in Akrylfarben

Akryluntermalungen sind unproblematischer in der Übermalung in Öl, wenn sie dünn gehalten, jedoch nicht zu stark mit Wasser verdünnt wurden (!). Dabei kommt es wie bei Tempera-Öl-Malereien ebenfalls auf die Dichte der Grundierung des Malgrundes an. Auf schlecht oder nicht grundierter Leinwand können selbst bei dicken Akryluntermalungen die Ölmalschichten in der Decklage matt einschlagen. Das probiert man am besten mit seinem Material sorgfältig systematisch aus, bevor man sich durch ungeeignete Vorgehensweise eine Arbeit verdirbt.

¹ Werkstoffe und Techniken der Malerei, Otto Maier Verlag, Ravensburg 1967, ISBN 3-473-61157-3 und 2. überarbeitete Auflage, ebd. 1974, ISBN 3-473-61157-3.