Mit der Notation (∃x) ; ƒ(x) bezeichne ich das logische Bild. Alle gestalterische Arbeit, besonders wenn sie ästhetische Ansprüche erhebt, folgt notwendig dieser existenzquantifizierten Multifunktion.
(∃x) ; ƒ(x) ist vollständiger mit (∃x) ; ƒ(x) → x'B zu bezeichen, wobei B für das Bild steht (→ „es existiert mindest ein x; x wird transformiert als x' auf B abgebildet“).
Bei der Arbeit an einem Traktat über die Kultur der Bilder stieß ich auf die Analogie des (tatsächlich immer abbildenden) Bildes zur Konzeption von Ludwig Wittgensteins logischen Sätzen. Daraus lassen sich weitreichende Schlüsse ziehen:
„Die Fotografie ist logische Konsequenz, die dem logischen Bild am wahrscheinlichsten entspricht.“
M. E., Außer der Zeit, Satz 6.2.12
Aus diesen Schlussfolgerungen ergibt sich die Inferiorität der Malerei (und anderer bildenden Künste) gegenüber der Fotografie. Anders als die indirekte, kulturell bedingte, durch psychologische Momente transformierte (und zeitaufwendige) Malerei, kann die Fotografie z. B. die Lage von Objekten auf der Projektionsfläche, die geometrischen Verhältnisse also, zu einem Zeitpunkt fixieren, wobei sie das ganze physikalisch erfassbare elektromagnetische Wellenspektrum nutzt, zum Beispiel bei astronomischen Aufnahmen im Infrarot- oder Röntgenbereich. Es können Bewegungen „eingefroren“ werden (z. B. bei Tieraufnahmen), die das Auge nicht oder nur ungenau erfassen könnte und vieles andere mehr.
Dies ist allein vom Ergebniss, vom Bild her gedacht. Auf dieses kommt es heute an. Das ist allein schon an der Unmasse von digitalen Bildern zu sehen, die täglich und exponentiell anwächst. Dagegen nimmt sich die Zahl der gemalten Bilder bescheiden aus.
Allerdings geht es um Kunst. Nicht irgendwelche technische oder dokumentarische Qualitäten soll den Bildern eignen, die als Kunstwerke gedacht sind. Es geht bei Kunstbildern allein um die Anmutung. Das ist unbestreitbar Domäne der Malerei.
Eine weitergehende Schlussfolgerung wäre, daß jede Formung / Umformung von Stoff (und daraus resultierende Änderungen von Kraftfeldern, Schall- oder elektromagnetischer Wellen) dasselbe ist: Gestaltung, welche physikalische Wirkprinzipien verwendet, um nachzubilden. Das Bild ist immer Abbildung, zum Beispiel einer Idee, einer gedanklichen Harmonie, eines physischen Sachverhaltes der Wirklichkeit wie eine Landschaft oder ein Mensch. Ich habe nie etwas anderes getan, als systematisch (∃x) ; ƒ(x) anzuwenden, weder als Maschinenbauer, noch als Maler. Und dies dürfte auf sehr viele zutreffen, wie schon in dem bekannten Zitat festgestellt:
„Alles ist Kunst und jeder ist ein Künstler.“
Joseph Beuys (sinngemäß zitiert)
Es ist gut, sich die Wirklichkeit bewusst zu machen, um die Kunst nicht mit überkommenen metaphysischen Ansprüchen zu belasten, die sie niemals erfüllen kann. Das Zeichen, welches diese entmythologisierte Kunst bezeichnet, ist ∃.