WVZ 1795 100 130, Le trente Juli, Öltempera auf Leinwand 100 x 130 cm (verkauft)

Mit der Notation (∃x) ; ƒ(x) bezeichne ich Bilder in Funktionsform wie das logische Bild. Alle gestalterische Arbeit, wenn sie ästhetische Ansprüche erhebt, folgt m. E. notwendig dieser existenzquantifizierten Multifunktion.

(∃x) ; ƒ(x) ist vollständiger mit (∃x) ; ƒ(x) → x'B zu bezeichen, wobei B für das Bild steht (→ „es existiert mindest ein x; x wird transformiert als x' auf B abgebildet“).

Bei einer Arbeit über die Kultur der Bilder stieß ich auf die Analogie des immer abbildenden Bildes zur Konzeption von Ludwig Wittgensteins logischen Sätzen. Daraus lassen sich weitreichende Schlüsse ziehen.

Die Fotografie ist logische Konsequenz, die dem logischen Bild am wahrscheinlichsten entspricht

Aus diesen Schlussfolgerungen ergibt sich die technische Inferiorität der Malerei und anderer bildenden Künste gegenüber der Fotografie. Anders als die indirekte, kulturell bedingte, durch psychologische Momente transformierteund zeitaufwendige Malerei, kann die Fotografie zum Beispiel die Lage von Objekten auf der Projektionsfläche, die geometrischen Verhältnisse also, zu einem definierbaren Zeitpunkt im ganzen physikalisch erfassbaren elektromagnetische Wellenspektrumexakt fixieren. Zum Beispiel bei astro­nomischen Aufnahmen im Infrarot­- oder Röntgenbereich. Es können Bewegungen „eingefroren“ werden, etwa bei Tier­aufnahmen, die das Auge nicht oder nur ungenau erfassen könnte und vieles andere mehr.

Dies ist allein vom Ergebniss, vom Bild her gedacht. Auf dieses kommt es heute an. Das ist allein schon an der Unmasse von digitalen Bildern zu sehen, die exponentiell anwächst. Dagegen nimmt sich die Zahl der gemalten Bilder bescheiden aus.

Allerdings geht es um Kunst

Nicht irgendwelche technische oder dokumentarische Qualitäten soll den Bildern eignen, die als Kunstwerke gedacht sind. Es geht bei Kunstbildern allein um die Anmutung, im Sinne von Walter Benamin, definiert in dessen Schrift Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit. Das ist unbestreitbar Domäne der Malerei und nur in zweiter Linie der Fotografie.

Universalität der Gestaltung

Eine weitergehende Schlussfolgerung ist, daß jede Formung / Umformung von Stoff (und daraus resultierende Änderungen von Stoffverteilungen, Kraftfeldern, Schallwellen oder elektromagnetischen Wellen) dasselbe ist: Gestaltung, welche physikalische Wirkprinzipien verwendet, um nachzubilden. Das Bild ist immer Nachbildung und zeigt eine Abbildung von einer Idee, einer gedanklichen Harmonie, eines physischen Sachverhaltes der Wirklichkeit wie zum Beispiel zufällig fließende Farbe, eine Landschaft oder das Portrait eines Menschen. Und dies dürfte auf viele Gewerke zutreffen, wie schon in dem bekannten Zitat festgestellt:

„Alles ist Kunst und jeder ist ein Künstler.“

Joseph Beuys (sinngemäßes Zitat)

Es ist gut, sich die Wirklichkeit bewusst zu machen, um die Kunst nicht mit überkommenen metaphysischen Ansprüchen zu belasten, die sie niemals erfüllen kann. Das Zeichen, welches diese entmythologisierte Kunst bezeichnet, ist für mich der Existenzquantor ∃.

Überarbeitet und gekürzt; Erstveröffentlichung 2020.